Mein Herz schlägt ganz schnell, wenn ich darüber nachdenke, wie der Freund und ich uns kennengelernt haben und wie das mit uns seinen Anfang nahm. Und vielleicht ist es an der Zeit, endlich einmal darüber zu schreiben und diesen wunderschönen Moment ein wenig zu konservieren.


Wir lernten uns im November letzten Jahres kennen, als er und ein Kommilitone sich in einem meiner Kurse vorstellten, zu welchem sie ein Tutorium leiten würden. Er fiel mir sofort auf und vor allem gefiel er mir. Groß, schlank (aber nicht dünn), schulterlanges braunes Haar (zu einem Zopf gebunden), eine schwarze Hose, ein dunkelrotes Hemd mit einem schwarzen Shirt darunter und schwarze Botten.
Sofort notierte ich Ort, Zeit und e-Mail-Adresse. Und so begann alles. Zum ersten Termin konnte ich nicht kommen, doch bereits beim zweiten Mal war ich dort. Wie selbstverständlich - und doch mit klopfendem Herzen - setzte ich mich ganz nach vorn, hing an seinen Lippen, schrieb alles mit. Zu Hause erzählte ich der Besten und dem (inzwischen) Ex-Freund von diesem tollen Tutorium; ich schwärmte regelrecht.
Und es wurde von Woche zu Woche schlimmer.
Wir begannen, uns zu unterhalten, manchmal wartete ich mit ihm auf seinen Bus, manchmal blieb er noch, bis mein darauffolgendes Seminar begann. Selbst, wenn ich meine anderen Kurse ausfallen ließ, erschien ich immer zu diesem Tutorium.
Ich spürte, dass da mehr war als der Spaß am Mittelhochdeutschen, doch noch konnte ich es nicht richtig einordnen. Mit dem Ex-Freund lief es immer schlechter und kurz nach den Weihnachtsferien trennte ich mich schließlich von ihm. Der Freund und ich schrieben uns e-Mails, zu Beginn hatten sie nur mit Themen aus dem Tutorium zu tun, doch irgendwann schlug er vor, sich auch einmal außerhalb der Uni zu treffen. Dann hörte ich nichts mehr von ihm, er vertröstete mich, er habe so viel Stress um die Ohren mit der Familie und der Uni.
Nach einem weiteren Tutorium nahm ich all meinen Mut zusammen und schrieb ihm, ob er sich überhaupt mit mir treffen wolle, oder ob er dies nur aus Höflichkeit vorgeschlagen und schließlich die Lust daran verloren habe.
Die Antwort kam prompt und sie war überraschend offen. Er erzählte, dass seine Ex-Freundin sich erst im November von ihm getrennt habe, woran er noch immer knabbere. Dennoch wolle er sich mit mir treffen und schon wenige Tage später trafen wir uns gemeinsam mit einem Kommilitonen. Wir gingen ins Theater, tranken anschließend noch Cocktails und landeten irgendwann alle drei bei ihm. Dort tranken wir weiter und hörten Musik.
Er lud mich ein, bei ihm zu nächtigen und ich konnte nicht anders, ich musste ja sagen.
Auch der Kommilitone schlief bei ihm auf einer Matratze und so schlief ich mit ihm in seinem Bett.
Irgendwann legte er seinen Arm um mich und es kam, wie es kommen musste - wir küssten uns.
In diesem Moment war es um mich geschehen.
Beflügelt fuhr ich spät am nächsten Nachmittag nach Hause. Und bekam eine e-Mail... Er müsse mit mir reden, wolle mich aber persönlich sehen. Mein Herz klopfte, mir wurde flau.
Es war also alles nichts, er wollte es so schnell wie möglich beenden. Dachte ich.
Obwohl ich mich fürchterlich fühlte, ging ich zum Tutorium und am nächsten Tag trafen wir uns bei mir.
Wir kochten und gingen ins Kino. Und er rückte mit der Sprache heraus: Er fände mich toll, habe aber das Gefühl, er sei noch nicht bereit für eine neue Beziehung. Ich war unsicher. Und beschloss, dass sich das Warten für diesen Mann lohnen würde.
In den darauffolgenden Wochen und Monaten sahen wir uns immer öfter, schließlich beinahe jeden Tag. Wir führten eine Beziehung, ohne es zu benennen, und obwohl mir das gefiel, fühlte ich mich oft genug unsicher und hatte Angst, er könne einfach so wieder verschwinden und mich zurücklassen.
Nach einem letzten klärenden Gespräch mit dem Ex-Freund lagen wir dann in meinem Bett und endlich sprudelte es aus ihm heraus: Er wolle mit mir zusammen sein - so richtig. Ob wir es nicht versuchen wollten, ganz offiziell, ohne Hintertürchen. Er habe gespürt, dass wir eigentlich von Anfang an zusammen gewesen seien, sei jedoch verunsichert gewesen, weil all seine Freunde ihm gesagt hätten, er müsse mindestens ein halbes Jahr - wenn nicht länger - warten, bis er wieder etwas Richtiges eingehen könne.
Ich strahlte, wollte vor Glück zerspringen, konnte aber nur stumm nicken und ihn küssen.



Und seit nun beinahe neun Monaten sind wir verliebt einander und lieben uns. Und das ganze so romantisch und doch unkitschig. Wir führen eine ehrliche Beziehung. Eine, in der man redet, wenn etwas stört. In der man gemeinsam nach Lösungen sucht und an sich arbeitet. Ich kann mir kaum etwas schöneres vorstellen; außer irgendwann mit ihm zusammen zu ziehen. Seine Familie mag mich (obwohl er große Sorge hatte, seine Mutter könne mich - so wie seine Ex-Freundin - nicht leiden), meine Familie mag ihn.
Ich bin so glücklich und dankbar für jeden gemeinsamen Tag. Er bringt das Beste in mir zum Vorschein, nimmt mich ernst, bringt mich zum lachen und manchmal habe ich tatsächlich Freudentränen in den Augen.
Es fühlt sich anders an als die ersten beiden Beziehungen; als seien wir fest miteinander verwoben, als könne es gar nicht anders sein.

2 Kommentare:

  1. Verrückt. Manchmal liest man etwas, schüttelt den Kopf und sieht sich gespiegelt in den Worten eines anderen.

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für deine Worte, ich freue mich über jeden Kommentar und schalte ihn so schnell wie möglich frei! Meist antworte ich auch darauf. ;)

Proudly designed by Mlekoshi playground